KARL-MAY-FILME
Das Vermächtnis des Inka
Deutschland / Italien / Spanien 1966
ALLE BILDER AUS DEM FRANSCOPE-FARBFILM "DAS VERMÄCHTNIS DES INKA"
NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON KARL MAY
COPYRIGHT ©1966
PRODUKTION: MARISCHKA / PEA / ORBITA
VERLEIH: NORA-FILM
![]() ![]() ![]() ![]() "Das Vermächtnis des Inka" (EA Nora 1966) | Das Vermächtnis des Inka Guy Madison (Jaguar) Rik Battaglia (Perillo, Stierkämpfer) Heinz Erhardt (Professor Morgenstern) Chris Howland (Don Parmesan) Geula Nuni (Graziella) William Rothlein (Haukaropora) Fernando Rey (Präsident Castillo) Carlo Tamberlani (Anciano, Inkapriester) Raf Baldassare (Geronimo) Geza v. Rosner (Jan Hansen) Winfried Groth (Offizier) Santiago Revero (Minister Ruiz) L. Dimitroff (El Brazo Valiente) L. Simeonoff (Grosso) A. Almoros (Escobedo) G. Gantscheff (-) J. Stefanoff (-) Walter Giller (Fritzchen) Francesco Rabal (Gambusino) |
REFERENZ
Erscheinungsjahr | 1966 (EA 09.04.1966) |
Regie | Georg Marischka |
Drehbuch | Franz Marischka |
Musik | Angelo Francesco Lavagnino |
Kamera | Siegfried Hold |
Film | Franscope (2.35:1), 35 mm, Eastmancolor |
Original-Film (KINO) * | 2703 m = 98 min. 48 sec. |
TV/VIDEO/DVD * | 94 min. 50 sec. |
FSK: | Ab 12 Jahren |
Bemerkungen | - |
Prädikat | - |
* | Die Differenz zur Kinofilm Laufzeit erklärt sich durch die um ein Bild pro Sekunde höhere Video Bildfrequenz. (KINO 24 Bilder/Sek.) (TV 25 Bilder/Sek.) (PAL-SYSTEM) |
* | Filmmeter: 2703 m. Laut FSK irrtümlich 2730 m. |
INHALT
Allen Widerständen zum Trotz scheint
die Verständigung zwischen den Indianern Perus und den
Weißen Fortschritte zu machen. Schon hat sich der letzte
Inka-König bereiterklärt, seinen Sohn in die Hauptstadt
zu schicken, damit er dort erzogen werden kann. Da aber
zerreißen Schüsse die Luft. Unerkannt kann der Bandit
Gambusino ein Stück einer Knotenschrift rauben, die den
Weg zu dem sagenhaften Schatz der Inka weisen kann. Bei
der Verfolgung des Mörders fällt einer der Abgesandten
der Regierung, der andere wird des Mordes verdächtigt
und der Friede, um den sich die Regierung bemüht, ist
gebrochen.
Nach zehn Jahren ist der Junge von einst ein Mann geworden. Für die Indianer aber ist er, als letzter Spross der Inka, noch weit mehr. Er ist der Inbegriff und das Symbol einstiger Macht und Hoffnung auf die Wiedererrichtung dieser Macht. Erzogen von fanatischen Priestern, bereitet er sich darauf vor, das alte Reich mit Gewalt und Schrecken wiederaufzurichten und alle Weißen, die Feinde und Teufel, aus dem Land zu treiben.
So wie die Unruhe unter den Indianern und der drohende Aufstand der Regierung in Lima nicht unbekannt bleibt, so ist er auch anderen Grund und Anlas, eigene Pläne darauf abzustellen. Gambusino, der noch immer nur einen Teil der Knotenschrift in der Hand hat, möchte den Aufstand der Indianer schüren, denn er weiß, dass das Ende dieses Aufstands nur die Vernichtung der Indianer sein kann, die ihm erst die Möglichkeit gibt, endlich an den gesuchten Schatz zu kommen. Unerwartet erhält Gambusino noch einen Helfer. Der Stierkämpfer Perillo, das Haupt einer revolutionären Clique, bedient sich gern der Hilfe der Banditen, denn auch er braucht den Aufstand der Indianer, um seinerseits die Macht ergreifen zu können, wenn das Land durch den Indianeraufstand an den Rand des Chaos gerät.
Hilflos und von den Verrätern in den eigenen Reihen unterhöhlt, verfolgt die Regierung des Präsidenten Castillo die Entwicklung. Verzweifelt sucht man einen Mann, der die Indianer zur Vernunft bringen kann, der bei ihnen soviel Ansehen genießt, dass es ihm gelingt, sich gegen den Einfluss der fanatischen Priester durchzusetzen.
Als in dieser Situation nach langem Aufenthalt in den USA ein Mann namens Jaguar nach Lima heimkehrt, zögert Präsident Castillo nicht, diesen mit der Aufgabe eines Vermittlers zu betrauen. Die Verschwörer innerhalb der Regierung sehen die Gefahr und bezichtigen Jaguar des Mordes, den vor 10 Jahren Gambusino an dem letzten Inka-König beging, Aber Castillo vertraut dem Jaguar und ist davon überzeugt, dass er unschuldig ist.
Nun müssen sowohl Perillo wie Gambusino handeln, denn wenn es dem Jaguar gelänge, die Indianer von ihrem Aufstand abzuhalten, könnte der eine nicht revoltieren und der andere sich nicht des Schatzes bemächtigen. Die Verschwörer des Perillo und die Bande des Gambusino hetzen Jaguar, der sich unter hundert Todesgefahren seinen Weg zu den Indianern erkämpft.
Von zwei Seiten erfährt der Jaguar unerwartet Hilfe. Einmal ist es seine Nichte Graziella, die von dem Anschlag auf ihren Onkel erfährt und diesem nachreitet um ihn zu warnen, zum anderen ein deutscher Professor, der mit seinem Faktotum Fritz Kiesewetter und einem Halbblut auf der Spur prähistorischer Ausgrabungen ist. Der Professor sieht einem im Indianergebiet verschollenen Oberst täuschend ähnlich und begreift nach vielen tragikomischen Situationen, dass ihm diese Ähnlichkeit vielleicht eine schicksalhafte Aufgabe stellt.
Während es dem Professor gelingt, als "Oberst" die aufständischen Truppen umzudirigieren, begegnet Graziella auf ihrem Weg dem letzten Inka-Sproß Haukaropora. Die Begegnung und der gemeinsame Weg der beiden jungen Menschen wird zur Wurzel ihrer Liebe - und aus Liebe wiederum wächst bei Haukaropora der Zweifel an der Richtigkeit seiner bisherigen Ansicht. Er begreift, daß das Wohl der Indianer nicht in der Wiederrichtung des alten, grausam-gigantischen Inka-Reiches liegt, aber seine Zweifel kommen zu spät: Seine Krönung, das Signal zum Aufstand ist beschlossene Sache. Gambusino, Perillo und ein fanatischer Oberpriester verleumden Haukaropora und Graziella. Und doch gelingt es Graziella den jungen Inka von der Redlichkeit ihres Tuns zu überzeugen.
Nun weiß Haukaropora, was er zu tun hat. Er kann die Krönung zum Inka-König nicht mehr abwenden, Der Oberpriester hat ihn Überrumpelt, aber er kann den Aufstand verhindern. Er lässt die Krone in den Abgrund fallen und sich von den aufgebrachten Indianern töten. Aber sein Tod - so weiß er - ist auch der Tod der Inka-ldee. Der Traum endet mit ihm: das Leben, Seite an Seite mit den Weißen, kann für die Indianer beginnen.
BUCHVORLAGE
Mit der anhaltenden Karl-May-Welle kam
auch Georg Marischka auf die Idee, einen weiteren Film zu
drehen. Er wirkte ja auch schon bei der Sklavenkarawane
mit. Zusammen mit seinem Bruder suchte er nach
Geldgebern, die er auch schließlich fand, und das
Projekt konnte beginnen. Als Motiv wählte er "Das
Vermächtnis des Inka", da er weder einen
Nordamerika- noch einen Orientstoff verfilmen wollte.
Zunächst stellte sich die Frage nach den Schauspielern, da alle mehr oder weniger bekannten May-Spieler unter Verträgen befanden und wahrscheinlich auch zu teuer waren. Nach einigen Absagen kam er dann zu dem endgültigen Stamm. Guy Madison war relativ bekannt, er spielte schon den Captain Bradley in "Old Shatterhand", auch der Schauspieler des Gambusino war den Zuschauern schon ein Begriff. Als Inkaprinzen Haukaropora verpflichtete Marischka den jungen Amerikaner William Rothlein, der danach in kaum einem Film mehr mitspielte; auch die Darstellerin der Graziella gelangen danach kaum mehr Erfolge.
Als weitere Bekanntheit wurde das Komiker-Trio Heinz Erhardt, Walter Giller und Chris Howland als Professor Morgenstern, Fritze Kiesewetter und Don Parmesan verpflichtet. Die ersten beiden spielen ihre Rollen so werktreu, wie es wohl nicht besser möglich wäre. Wer sich das Buch durchliest, wird sich die beiden wohl so vorstellen. Ähnlich werktreu sind lediglich Sam Hawkens von Ralf Wolter, Sir Lindsay von Theo Lingen und Kara Ben Nemsi von Fred Raupach in anderen Filmen dargestellt. Dafür geht die Rolle des Don Parmesan total am Original vorbei. Während er im Film einen faulen Führer darstellt, der lediglich mit den Worten "Si" und "No" auskommt, ist Don Parmesan im Buch ein selbsternannter Chirurg, der jederzeit nach Wunden und Verletzungen sucht, da er gerne amputiert und alles heruntersäbelt.
Das Buch startet wie auch der Film direkt mit der Erzählung des Stierkampfes. Jedoch lernt der Vater Jaguar direkt zu Anfang den Professor, der Fritze in einer Bar kennen lernte, kennen, und besucht mit diesen beiden und ein paar anderen die Veranstaltung, wo er die Zuschauer vor einem Jaguar schützt. Den Stierkämpfer Antonio Perillo lernt er auch vorher kennen.
Die Vorgeschichte des Buches, die nach und nach durch Erzählungen des Vater Jaguars und Anciano bekannt wird, sieht etwas anders aus als im Film. Die Inkas versteckten während der Invasion der Spanier ihre sämtlichen Schätze in einer Höhle. Während der Inka Tahuca, der Vater Haukaroporas, mehrere hundert Jahre später diese Höhle besucht, wird er von Perillo entdeckt, der ihn verfolgt. Er findet zwar die Höhle nicht, erschießt aber den Inka, nimmt ihm den Skalp und sucht die Höhle. Da er vom Vater Jaguar entdeckt wird, flieht er und will später weitersuchen.
Nach dem Stierkampf will der Vater Jaguar den Sohn eines Bekannten nach Buenos Aires begleiten, und bricht mit einigen Leuten auf. Der Professor Morgenstern, Fritze und Don Parmesan folgen nach einigen Tagen.
Das Gebiet, durch das sie reiten müssen, der Gran Chako, wird vom Konflikt der Indianerstämme der Abipones und der Cambas bestimmt. Die Abipones wollen mit Hilfe des Gambusinos, Perillos und einiger Soldaten die Cambas besiegen, um dann ihrerseits die Soldaten bei einer Revolution zu unterstützen. Zwischen diese beiden Gruppen geraten die Reisenden auf ihrem Weg, schlagen sich jedoch aus alter Freundschaft zu den Cambas. Unterwegs treffen sie Anciano und Haukaropora, die sich als einfache Indianer ausgeben. Der Vater Jaguar durchschaut nach einiger Zeit doch ihr Geheimnis.
Im Film spielt der Konflikt der Indianerstämme überhaupt keine Rolle. Die Abipones stehen dort auf der Seite Ancianos und Haukaroporas, da Haukaropora der neue Inka werden und zusammen mit den Abipones die Weißen aus dem Land vertreiben soll. Der eigentliche Antreiber ist hierbei Anciano, von seinem Hass getrieben. Er ruft Haukaropora zum Inka aus, obwohl dieser abgelehnt hat.
Anciano ist damit fast das Gegenteil seiner Buchrolle. Dort ist er nämlich der treue Diener Haukaroporas, der ihn beschützt und nicht - wie im Film - am Ende umbringt. Auch weiß im Buch keiner, wer diese beiden Indios eigentlich sind. Trotzdem ist die Rolle des Anciano faszinierend gespielt.
Auch im Buch werden Prof. Morgenstern und Fritze von den Indianern und dem Gambusino gefangen, vom Vater Jaguar aber wieder befreit. Der ganze Vorgang wird dabei sogar so ähnlich erzählt wie im Buch.
Der Jaguar hat inzwischen im Film von der bevorstehenden Krönung des Inka erfahren und eilt zum Machu Pichu, um diese zu verhindern. Währenddessen hat dessen Nichte Graziella Haukaropora kennen- und lieben gelernt, und aus ihren Unterhaltungen entwachsen Haukaropora Zweifel an der Richtigkeit seiner Taten. Er lehnt im letzten Moment die Krönung ab und wird von Anciano getötet. Das bedeutet den entgültigen Untergang des Inkareiches.
Im Buch ist das Ende etwas anders. Nachdem die Cambas die Abipones besiegt und Frieden geschlossen haben, erkennt der Vater Jaguar im Gambusino den Mörder seines Bruders, den er jetzt jagt. Haukaropora hat es auf Perillo abgesehen, da sich herausstellt, dass der der Mörder seines Vaters ist. So reitet eine kleine Gruppe den Spuren der beiden nach, die auf der Suche nach dem Schatz sind, an den sich Perillo erinnert hat. Die Verfolger wissen, wohin die Verfolgten, die einen Umweg machen, wollen, und sind daher zuerst da. Dort finden sie die Höhle, und Haukaropora das Erbe seines Vaters, eine Knotenschrift und den Schatz. Dieser Schatz ist mit einigen Fallen gesichert.
Sie verlassen die Höhle wieder, die kurz darauf vom Gambusino gefunden wird. Er betritt sie mit Perillo, doch die Fallen erfüllen ihren Zweck. Ein Feuer fängt an zu brennen, dem die beiden nur knapp entkommen und kurz danach an ihren Verbrennungen erliegen. Der Schatz ist verloren.
Haukaropora hatte, nachdem er die Knotenschrift gelesen hatte, sich jedoch schon dafür entschieden, den Schatz liegenzulassen, um ohne ihn glücklich zu werden, daher trifft ihn der Verlust nicht.
Sowohl die Figur der Graziella als auch den Macchu Picchu gibt es im Buch nicht, sie entstammen also der Feder des Drehbuchautors. Trotzdem wurde der Film an Originalschauplätzen gedreht, der Ort im Film ist tatsächlich der Macchu Picchu. Damit ist "Das Vermächtnis des Inka" neben "Der Schut" und "Durch die Wüste" der einzige Film, der teilweise an Originalschauplätzen gedreht wurde. In "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" wird zwar auch der Grand Canyon gezeigt, jedoch findet dort keine Handlung statt und die Schauspieler waren nie dort.
Der Film ist generell sehr werktreu. Es gibt zwar einige Abweichungen, doch wurden auch einige Szenen genau aus dem Buch übernommen, z.B. die Befreiung Prof. Morgensterns oder das Finden des Skeletts am Geburtstag des Professors. Noch ein kleiner Unterschied zum Film ist, dass der Professor im Buch aus Jüterbork kommt, während er im Film aus Hamburg stammt.
Trotzdem trägt der Film zu recht den Untertitel "Nach Motiven von Karl May". Auch das Ende könnte man als May-echt bezeichnen, es ist nicht zu brutal und zeigt eindrucksvoll den Untergang der Indios.
Das Ende des Buches ist jedoch noch etwas beeindruckender. Haukaropora entscheidet sich gegen das Gold, nachdem er die Knotenschrift seines Vaters gelesen hat. Der Inhalt der Knotenschrift zeigt dabei echt May'sches Denken, weswegen sie als Abschluss hier zitiert werden soll:
"Haukaropora, meinem Sohn, dem letzten Inka. Siehst Du diesen Kipus, so bin ich tot. Auch Völker sterben. Das unsrige ist tot, so wie ich gestorben bin. Hoffe nicht, dass es wieder aufleben wird! Du wirst niemals Herrscher sein. Es starb an seinem Gold und Silber. Willst Du an dem Deinigen sterben? Wäre es arm gewesen, so lebte und wirkte es noch. Sei Du arm, so wirst Du leben und wirken. Sei nicht reich an Metallen, sondern werde reich an Geist und im Herzen, so wirst Du glücklicher sein als alle Deine Ahnen. Ich bitte Dich; ich befehle Dir nichts. Dieses Gold gehört Dir; nimm es oder nimm es nicht. Nimmst Du es, so wirst Du sein Sklave; verschmähst Du es, so wirst Du frei. Du hast den goldenen Streitkolben der Inkas. Verkaufe ihn, so hast Du genug um zu lernen und ein Mann zu werden, den Arbeit ehrt; Genuss und Nichtstun aber schändet. Willst Du das Gold, so nimm es; doch hüte Dich dabei vor dem Feuer in den Rinnen. Willst Du Ehre und wahres Glück, so gib das Metall der Erde wieder, der es geraubt worden ist; dann wirst Du den wahren Reichtum erlangen. Brenne dann die erste Kerze des schlafenden Feuers an und eile aus der Höhle. Nun wähle, aber wähle gut. Du besitzt das Blut der Herrscher; beherrsche also Dich selbst; es wird Dir gelingen. Ich bin bei Dir und bleibe bei Dir. Mach, dass meine Seele sich über Dich freut. Dann schaut mein Geist wonnig auf Dich nieder, bis Du mir folgest dahin, wo weder Gold noch Silber gilt, sondern nur die Schätze des Herzens gewogen werden. Handle als mein Sohn, denn ich bin Dein Vater."
(bk)