KARL-MAY-FILME


Im Reiche des silbernen Löwen

Deutschland / Spanien 1965

ALLE BILDER AUS DEM TECHNISCOPE-FARBFILM NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON KARL MAY "IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN"
COPYRIGHT ©1965
PRODUKTION: CCC-FILM / BALCAZAR-FILM
VERLEIH: NORA FILMVERLEIH


Im Reiche des silbernen Löwen (EA Nora 1965)Im Reiche des silbernen Löwen (EA Nora 1965)Im Reiche des silbernen Löwen (EA Nora 1965)Im Reiche des silbernen Löwen (EA Nora 1965)

Plakat DIN A1
"Im Reiche des silbernen Löwen"
(EA Nora 1965)
Im Reiche des silbernen Löwen

Lex Barker  (Kara Ben Nemsi)

Marie Versini  (Ingdscha)

Ralf Wolter  (Hadschi Halef Omar)

Sieghardt Rupp  (Abu Seif)

George Heston  (Machredsch von Mossul)
Gustavo Rojo  (Ahmed el Corda)

Annemaie Blanc  (Marah Durimeh)
Charles Fawcett  (Kadir Bei)
Gloria Camera  (Benda)

Fernando Sancho  (Padischa)
Antonio Casas  (Scheik Cedar)

Dieter Borsche  (Lord David Lindsay)
Chris Howland  (Archie)



REFERENZ

Erscheinungsjahr 1965  (EA 31.12.1965)
Regie Franz Josef Gottlieb
Drehbuch Franz Josef Gottlieb und Georg Marischka
Musik Raimund Rosenberger
Kamera Francisco Marin
Film Techniscope (2.35:1), 35 mm, Technicolor
Original-Film (KINO) 2605 m = 95 min. 13 sec.
TV/VIDEO/DVD * 91 min. 25 sec.
FSK: Ab 12 Jahren
Bemerkungen -
Prädikat -
* Die Differenz zur Kinofilm Laufzeit erklärt sich durch die um ein Bild pro Sekunde höhere Video Bildfrequenz.
(KINO 24 Bilder/Sek.) (TV 25 Bilder/Sek.) (PAL-SYSTEM)

INHALT

Was niemand für möglich hielt, ist geschehen. Der aufrührerische, korrupte, verbrecherische Machredsch von Mossul hat sich seiner gerechten Strafe entziehen können. Er lebt und sinnt auf Rache. Sein Todfeind Kara Ben Nemsi, der Mann, der als Freund und Helfer der unterdrückten Kurden und Chaldäer für Recht und Gerechtigkeit kämpft, soll endgültig ausgelöscht werden. Die Rache des Machredsch soll aber nicht nur Kara vernichten, sie soll dem Verräter auch die größte Beute seines Lebens bringen: den sagenumwobenen, unendlich kostbaren Goldschatz früher Christen, die diesen Schatz in dem wehrhaften Bergkloster Nedjir verwahrten.

In dem Banditen Abu Seif findet der Machredsch einen gefährlichen Freund für sein verbrecherisches Unternehmen, und das Schicksal scheint zunächst auf der Seite des Unrechts zu stehen. Kara Ben Nemsi, der in Begleitung seines Gefährten Hadschi Halef Omar und zusammen mit dem Scheiksohn Ahmed dem Oberfall auf den Berg Nedjir zuvorkommen will, geht in eine hinterhältig gelegte Falle. Ingdscha, die Tochter des Oberhaupts der Chaldäer und Enkelin der alten Marah Durimeh wird von der Bande des Abu Seif gefangen. Man will sie als Geisel benutzen, um Marah zu zwingen, den Schatz freiwillig herauszugeben.

Für Kara und seine Gefährten haben sich Abu Seif und der Machredsch eine besonders grausame und unauffällige Todesart ausgedacht. Im Schott, dem großen Salzsee, der seine Opfer verschlingt, dass selbst Allah sie nicht mehr finden kann, sollen Kara und seine Freunde versinken. Ohne den treuen Hund Dojan wären Kara, Hadschi und Ahmed verloren. So aber kämpfen sie sich, geleitet von Dojan, der die Furt durch den Salzsee aufspürt, unter unsäglichen Anstrengungen durch den Schott.

Scheik Zedar, der mit den besten seiner Krieger die ihm entflohenen Engländer Lord Lindsay und den Butler Archie sucht, findet die bis zur Unkenntlichkeit erschöpften Kara, Hadschi und Ahmed. Er nimmt sie in sein Lager, aber schon droht neue Gefahr.

Der Machredsch von Mossul und der Räuber Abu Seif beginnen, sich zu misstrauen. Jeder versucht, dem anderen die gefangene Ingdscha abzunehmen, um das Faustpfand für die Eroberung des Berges Nedjir zu besitzen.

Da trifft der Machredsch im Lager des Scheiks Zedar auf Kara Ben Nemsi. Er kann es zunächst nicht glauben, dass Kara der Hölle des Schott entrinnen konnte, dann aber fordert er von Zedar die Herausgabe Karas. Scheik Zedar versündigt sich nicht gegen das geheiligte Gastrecht. Er verweigert zunächst die Herausgabe, wird sich aber dem Willen des Padischah, des Herrschers über alle Rechtgläubigen, beugen, wenn dieser die Auslieferung Karas verlangen sollte.

Doch wieder werden die Hoffnungen Karas getäuscht. Der Padischah, der Kara für die Befreiung vom Schut dankte, der dem Deutschen einen Ferman, eine Art Schutzbrief gab, ist zu schwach, um die Intrige des Machredsch zu durchschauen. Er glaubt dem Verräter, dass Kara den Schutz des Padischah für Raub und Mord ausnutzte, und er befiehlt die Auslieferung Karas.

Während sich der Machredsch seines Sieges über Kara freut und dem Berg Nedjir entgegenreitet, vor dem bereits Abu Seif mit seinen Banditen steht, kämpft Kara vor dem Padischah gegen die Verleumdungen und um sein Leben. Er stellt sich einem "Gottesgericht", einem verwegenen Ritt im Gewehrfeuer der besten Krieger des Padischah und überzeugt diesen von seiner Unschuld.

In der Zwischenzeit hat Marah Durimeh mit Hilfe ihrer wehrhaften Priester den ersten Angriff der Horden des Abu Seif abgeschlagen. Beim zweiten Angriff bekommt die Besatzung des Berges unerwartete Hilfe. Ahmed hat die Männer seines Stammes aufgerufen und eilt als Mohammedaner den bedrängten Christen zu Hilfe. Doch es geht Ahmed nicht nur um die Rettung des Schatzes, sondern auch um die Befreiung der von ihm geliebten Ingdscha.

Abu Seif fällt im Zweikampf mit Ahmed, die Banditen flüchten, der Berg und der Schatz scheinen gerettet. Aber noch ist der Machredsch am Leben. Er sammelt die versprengten Reiter Abu Seifs und zieht mit ihnen und seinen Soldaten nun vor den Berg. Seine List scheint von Erfolg gekrönt. Er verlangt nur die Herausgabe aller Hunde und Katzen und, als man diese herausgibt, schickt er die Tiere in der Nacht zu der Burg zurück - jedes Tier mit einer brennenden Fackel an den Schwanz gebunden.

Das Schicksal der Verteidiger des Berges Nedjir scheint besiegelt - Marah Durimeh fällt unter den Kugeln des Machredsch. Doch ist auch seine Stunde angebrochen: Kara Ben Nemsi fällt mit einer handvoll Freunden der Streitmacht des Machredsch in den Rücken. Die Stunde der Abrechnung, Mann gegen Mann, ist gekommen und unerbittlich hält Kara Gericht. Der Traum des Machredsch zerschellt mit ihm an einer Felswand.


BUCHVORLAGE

Der nächste Film wurde in einem Produktionsgang mit "Durchs wilde Kurdistan" gedreht und stellt eine Fortsetzung dieses Filmes dar. Daher stellt sich zuerst folgende Frage: Warum heißt der Film dann "Im Reiche des silbernen Löwen" ?

Um eins vorwegzunehmen: "Im Reiche des silbernen Löwen" ist zwar auch ein Roman Karl Mays, doch steht dieser in keinem Zusammenhang mit diesem Film. Der sollte ursprünglich "In den Schluchten der Skipetaren" heißen, also ein Gemisch aus "In den Schluchten des Balkan" und "Durch das Land der Skipetaren". Als Alternative war außerdem der Titel "Machredschs Ende" vorgesehen. Da jedoch der Produzent die May`schen Originaltitel für weitere Produktionen aufsparen wollte und letzterer Titel wohl auch nicht gut genug war, wurde eben "Im Reiche des silbernen Löwen" gewählt, jedoch ohne inhaltlichen Zusammenhang.

Der Film setzt da an, wo "Durchs wilde Kurdistan" aufgehört hat. Der Machredsch hat den Sturz unbeschadet überstanden und ist entkommen. Wer kommt eigentlich auf solch komische Ideen? (Tote werden wieder lebendig - ein weiteres Mal bei "Winnetous Rückkehr" angewandt). Na ja, was soll's? Auf jeden Fall ist der Machredsch auf der Flucht. Er tötet zwei Reisende, um ihnen ihre Sachen abzunehmen und flieht weiter zu Abu Seif. Kara Ben Nemsi, der immer noch bei Kadir Bei weilt, will mit seinen Gefährten und Ingdscha zu Marah Durimeh. Auf diesem Weg findet er die Spuren des Machredsch und muss feststellen, dass dieser noch lebt. Die Jagd beginnt von Neuem...

Wie gesagt, war dieser Film als Fortsetzung der Ereignisse von "Durchs wilde Kurdistan" gedacht. Warum also hält sich keiner daran? Ab dem Zeitpunkt, als Ahmed el Corda aus Burusco befreit wurde, ist die Filmhandlung im Buch kaum mehr wiederzuerkennen. Die einzige Parallele ist, dass sowohl im Buch als auch im Film der Weg Karas zu Marah Durimeh führt.

Im Buch kommen Kara, Halef, Lindsay, Mohammed Emin und Amad el Ghandur nach dem Abenteuer in Amadije ins Kurdenland. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Bevölkerung führt ihr Weg zu Kadir Bei, dem Bei von Gumri. Mit ihm reiten sie auf Bärenjagd, wo Kara und Lindsay in die Hände des Feindes von Kadir Bei, Nedschir Bei fallen. Zwischen diesen beiden gibt es Streitereien, die Kara nach einigen Abenteuern und mit Hilfe des Ruh 'i kulyan, dem Geist der Höhle, lösen kann. Dieser Geist ist niemand anderes als Marah Durimeh, die zwar nicht so reich ist wie im Film, dafür aber weiser.

Wo ist nun dieser Romanbezug im Film? Es gibt ihn gar nicht! Es wurden lediglich einige Motive verschiedener Bücher zusammengereiht, um dann einen mehr oder weniger guten Film zu erhalten.

Die erste Person, die in dem Handlungsrahmen gar nicht zu suchen hat, ist Abu Seif. Er taucht im Roman nur am Anfang von "Durch die Wüste" auf, um von Halef zur Strecke gebracht zu werden. Warum hat man ihn nicht Nedschir Bei oder so genannt, dann wäre wenigstens wieder etwas mehr Romanbezug da. Außerdem wirkt Sieghardt Rupp in der Rolle des "Vater des Säbels" etwas zu jung.

Auch die Szene mit dem Marsch über den Salzsee ist aus "Durch die Wüste" übernommen, also wieder aus einem ganz anderen Zeitrahmen. Ebenso wie die Figur des Scheik Zedar, der im Roman ein Scheik der Abu Hammed ist und gegen die Haddedihn kämpft und unterliegt. Danach kommt er nicht mehr vor.

Die Szenen, in denen der Machredsch den Padischah von seiner Unschuld überzeugt, und die Szene, in der Kara zum Padischah kommt, entstammen ebenfalls der Phantasie der Drehbuchschreiber. Im Buch können sie nicht vorkommen, da der Machredsch schon lange nicht mehr aufgetaucht bzw. tot ist. Auch taucht der Padischah nicht auf.

Das Ende am Berg Nedjir ist ebenfalls ein Phantasieprodukt der Drehbuchschreiber. Weder das Motiv von Marah Durimeh als Hüterin der materiellen Werte des Christentums, noch dass sie auf einer Burg wohnt, die dann mit Hilfe von Hunden und Katzen erobert wird, hat einen May`schen Ursprung. Vielmehr könnte man dieses letzte Motiv in der Bibel finden (Buch der Richter, Kapitel 15).

Die wenigen Personen, die im Roman genauso auftauchen, sind eigentlich Ingdscha und mit gewissen Abstrichen Marah Durimeh und Kadir Bei. Alle anderen Figuren (abgesehen von Kara, Halef, Lindsay und Ahmed) sind deplaziert und passen nicht in die (Roman-)Handlung.

Dieser Film stellt also eine Aneinanderreihung mehrerer Szenen dar, teilweise mit May-Vorbild, jedoch aus anderem Zusammenhang, teilweise aus der Phantasie der Autoren. Zusammen mit der unglaubwürdigen Ausgangssituation, dem auferstandenen Machredsch, ergibt das Ganze den meiner Meinung nach schlechtesten May-Film. Hinzu kommt, dass das Ende viel zu lang bzw. langweilig ist. Es ist nicht besonders spannend, weil die Festung ja eigentlich nie bedroht ist, sondern die Banditen nur davor stehen.

Der Tiefpunkt des Filmes ist jedoch der (für May-Verhältnisse) relativ kaltblütige Mord an Marah Durimeh, der Bewahrerin des Christentums. Glaubt irgendjemand wirklich, der gläubige Karl May hätte sie in dieser Weise sterben lassen?

(bk)