KARL-MAY-FILME
Old Surehand 1. Teil
Deutschland / Jugoslawien 1965
ALLE BILDER AUS DEM ULTRASCOPE-FARBFILM NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON KARL MAY "OLD SUREHAND (1. TEIL)"
COPYRIGHT ©1965
PRODUKTION: RIALTO / JADRAN FILM
VERLEIH: CONSTANTIN-FILM
![]() ![]() ![]() ![]() Plakat DIN A1 "Old Surehand (1. Teil)" (EA Constantin 1165) | Old Surehand (1. Teil) Stewart Granger (Old Surehand) Pierre Brice (Winnetou) Letitia Roman (Judith) Larry Pennell (General) Mario Girotti (Toby) Erik Schumann (Captain Miller) Wolfgang Lukschy (Richter Edwards) Jelena Jovanović (Delia) Hermina Pipinić (Molly) Bata Zivojinović (Potter) Dusco Janicijević (Clinch) Dusan Antonijević (Maki-moteh) Vladimir Medar (Onkel Ben) Voja Mirić (Joe) Paddy Fox (Old Wabble) |
REFERENZ
Erscheinungsjahr | 1965 (EA 04.12.1965) |
Regie | Alfred Vohrer |
Drehbuch | Eberhard Keindorff, Johanns Sibelius, Alfred Vohrer, Fred Denger |
Musik | Martin Böttcher |
Kamera | Karl Löb |
Film | Ultrascope (2.35:1), 35 mm, Eastman Color |
Original-Film (KINO) | 2544 m = 92 min. 59 sec. |
TV/VIDEO/DVD * | 89 min. 16 sec. |
FSK: | Ab 12 Jahren, einige Wochen danach ab 6 Jahren (gekürzte Version) |
Bemerkungen | - |
Prädikat | - |
* | Die Differenz zur Kinofilm Laufzeit erklärt sich durch die um ein Bild pro Sekunde höhere Video Bildfrequenz. (KINO 24 Bilder/Sek.) (TV 25 Bilder/Sek.) (PAL-SYSTEM) |
INHALT
Auf dem Wege nach Mason City wird Old Surehand Zeuge des Raubüberfalles einer Gruppe von
Desperados auf eine Eisenbahnlinie. Die Banditen gelangen dabei in den Besitz eines großen Geldtransports. Zwar
kann Old Surehand diese Schurkerei nicht verhindern, aber wenigstens die Überlebenden davor retten, in die Luft
gesprengt zu werden.
Die Banditen reiten derweil weiter, um die Komantschen (Comanchen) zu reizen. Sie jagen einige Büffel, die den Indianern gehören. Als sie erwischt werden, retten sie sich auf Mac Hara's Ranch, wo eine Schießerei entsteht, bei der Mac Hara's Sohn getötet wird. Mac Hara denkt, es wäre ein Indianer gewesen.
Old Surehand reitet nach Mason City. Unterwegs trifft er den Goldsucher Ben O'Brian, dem er ein Pferd leiht und mitnimmt.
Die Komantschen sorgen sich um den Vorfall, da sie einen Friedensvertrag unterzeichnet haben. Tou Wan, der Sohn des Häuptlings Maki moteh, will nach Mason City reiten und die Weißen daran erinnern.
Dort ist ein Volksfest zum zehnjährigen Bestehen des Ortes. Als Old Surehand dem Richter, seinem Freund Dick Edwards, sein Erlebnis berichten will, hört er, wie der Rancher Mac Hara behauptet, die Komantschen hätten seinen Sohn aus reiner Mordlust erschossen. Old Surehand findet die Geschichte ebenso unglaubwürdig wie Mac Haras Zeugen Cat und Clinch. Er ahnt Zusammenhänge zwischen Raubüberfall und Mord.
Das Unheil, das sich ankündigt, wird den Einwohnern von Mason City aber erst bewusst, als Tou Wan, der Häuptlingssohn der Komantschen, waffenlos in der Stadt erscheint, um bei Richter Edwards gegen die vertragswidrigen Übergriffe weißer Jäger zu protestieren. Noch ehe er sprechen kann, wird er meuchlings ermordet. Der Richter ist entsetzt, denn das bedeutet Krieg zwischen Weiß und Rot! Old Surehand begreift, dass jetzt nur noch einer helfen kann: Winnetou, der edle Häuptling der Apatschen.
Old Surehand beschließt, der Sache von sich aus auf den Grund zu gehen, nachdem Cat auf ihn einen Mordanschlag verübte, dem er durch Judiths blitzschnelle Reaktion entgeht. Judith ist die Nichte des erfolgreichen Goldgräbers Ben O'Brian und wird von Toby, dem Assistenten Richter Edwards, verehrt, dem sie manchen Kummer bereitet. Beide sind zugegen, als Old Surehand in Mollys Hotel Onkel Ben beim Pokern mit einem Mann, der sich Jack O'Neille nennt, und einige andere Halunken entdeckt, die sich sehr für Onkel Bens Goldmine interessieren. Auch Clinch ist darunter. Old Surehand entlarvt ihn als Falschspieler und räumt zusammen mit Molly, Ben und Toby den Saloon aus.
Von Ferne dröhnen bereits die Kriegstrommeln der Komantschen, als Ben auf dem Nachhauseweg angefallen, des Planes seiner Goldader beraubt und erdolcht wird. Old Surehand kommt mit Toby und Judith zu spät. Dem einzigen Schuss, den er noch abgeben kann, fällt Clinch zum Opfer.
Inzwischen hat Richter Edwards die Spur eines Vorarbeiters entdeckt, der Old Surehands Familie auf dem Gewissen haben soll. Old Surehand macht sich also auf den Weg in die Berge. Anstelle des Mörders trifft er dort seinen Freund Old Wabble, der übel zugerichtet wurde und sich nur widerstrebend erinnert, dass die Mordgesellen damals ihren Anführer "General" nannten.
Ein Zusammentreffen mit Winnetou bestätigt Old Surehand, dass der Häuptling der Komantschen, Maki-moteh, unversöhnlich an seinem Racheplan festhält. Außerdem berichtet der edle Apatsche, dass zwei zwielichtige Burschen, von denen einer "General" genannt wird, den Komantschen hundert Gewehre versprochen haben.
Judith, die mit Toby am "Teufelskopf" die Goldader ihres Onkels registrieren lassen will, gerät mit ihrem Begleiter in die Hände der Komantschen, aber Old Surehand befreit sie und nimmt den Häuptling gefangen. Es gelingt ihm, Maki-moteth das Versprechen abzunehmen, dass das Kriegsbeil begraben wird, wenn er, Old Surehand dem Häuptling in kurzer Frist den Mörder seines Sohnes bringt.
Die Mobilisierung der US-Truppen in Fort Brighton, von der Winnetou berichtet, könnte diese Vereinbarung stören. Deswegen schickt Old Surehand Toby ins Fort, um General Brown entsprechend zu informieren. Doch unterwegs wird Toby überfallen.
In einer verfallenen Poststelle treffen Old Surehand, Old Wabble und Judith auf ein Mädchen, das ihre Gäste mit Wein betrunken zu machen versucht. Old Surehand tut nur so, als ob er genug hätte und reagiert hellwach, als das Mädchen dem Banditen Potter einen Wink gibt.
Im "Labyrinth des Todes", dem Hauptquartier der Desperados, weigert sich Toby, seine Freunde zu verraten. Winnetou rettet ihm in letzter Minute das Leben. Toby, der beim "General" die leeren Geldsäcke des Eisenbahnüberfalls gesehen hat, wird zusammen mit Winnetou Zeuge, wie sich der "General" rühmt, den Häuptlingssohn der Komantschen ermordet zu haben.
Die US-Truppen unter Captain Miller werden von einem Scout in einen Talkessel geleitet, der von bewaffneten Komantschen umstellt ist. Old Surehand versucht zu retten, was zu retten ist, findet aber bei Maki-moteth kein Gehör. Erst als Winnetou eintrifft, um den Beweis zu liefern, dass die Rothäute vom "General" betrogen wurden, ist der Häuptling damit einverstanden, die Banditen kampflos in die Gewalt der Soldaten zu bringen.
Während der "General" glaubt, dass sich nun Indianer und Soldaten gegenseitig umbringen, erledigt er im Labyrinth kaltblütig seine Wachen. Die übrigen Desperados fallen auf Winnetous Kriegslist herein. Doch dann rechnet Old Surehand ab. Mit dem "General" steht ihm nicht nur der Mörder des Häuptlingssohns, sondern auch der Mörder seines eigenen Bruders gegenüber. Zwar gelingt es dem Banditen noch, Old Wabble als lebende Zielscheibe an sich zu reißen, aber der Meisterschütze mit der sicheren Hand weiß auch millimeterscharf am Kopf Old Wabbles vorbei den "General" tödlich zu treffen.
Old Surehands Mission ist für diesmal beendet. Er nimmt Abschied von seinen Freunden und zieht mit Old Wabble weiter, neuen Abenteuern entgegen. Doch ehe er los reitet, tauscht er mit Winnetou einen - vorläufig - letzten Händedruck, bevor der edle Apatsche zu den Wigwams seines Stammes zurückkehrt.
BUCHVORLAGE
Nach dem Erfolg von "Winnetou 3. Teil" wurde direkt der nächste Film
gedreht, nämlich "Old Surehand 1.Teil".
Eigentlich sollte später noch ein Nachfolger hiervon produziert werden, was aber aufgrund des mangelnden
Erfolgs nie realisiert wurde.
Bei den Darstellern gibt es wenig Neues. In den Hauptrollen wieder Pierre Brice und Stewart Granger, in einer Nebenrolle Mario Girotti, besser bekannt als Terence Hill, und einige andere alte Bekannte tauchen in dem Film auf. Wichtige Neuerscheinungen sind lediglich Letitia Roman als Judith und Larry Pennell als der "General".
Um mal kurz zu zwei Hauptdarstellern zu kommen: Die Schauspieler des Old Surehand und Old Wabble passen gar nicht zu Stewart Granger und Paddy Fox.
Zu Old Surehand schreibt May: "Da lag er vor mir, ruhig schlafend, ein wahrer Riese von Gestalt. Seine mächtigen Glieder waren ganz in Leder gekleidet, doch so, dass die von der Sonne gebräunte Brust unbedeckt blieb. Er mochte ungefähr in meinem Alter stehen. Sein langes, braunes, seidenweiches Haar lag wie ein Schleier bis auf den Gürtel herab, und selbst im Schlaf, wobei doch sonst das ganze geistige Leben aus den Zügen zurücktritt, lag auf seinem Gesicht der Ausdruck jener Spannkraft, ohne die ein guter Westmann undenkbar ist. So, wie ich ihn hier liegen sah, hatte ich ihn mir den Beschreibungen nach gedacht." Wer sich hierunter einen Stewart Granger vorstellt, sollte diese Beschreibung noch mal lesen.
Old Wabble wird folgendermaßen beschrieben: "Noch sehe ich ihn vor mir stehen, lang und überschmal, die Füße in unbeschreiblichen Shuffles und die Beine in uralten Leggins steckend. Über dem Hemd, dessen Farbe ich lieber nicht erwähne, hing eine Jacke, deren einziger Vorzug eine allgemeine Offenherzigkeit war. Brust und Hals blieben unbedeckt. Dafür aber trug Cutter unter dem zerknüllten Hut stets ein um die Stirn gewundenes Tuch, dessen Zipfel auf die Schultern niederhingen, im Gürtel das lange Bowiemesser, an den Ohrläppchen schwere Silberringe und in der großen, braunen, knochigen Hand stets die glimmende, unvermeidliche Zigarette - anders hat ihn wohl selten ein Mensch gesehen. Das Kostbarste war sein altes, wetterhartes, faltenreiches und stets glattrasiertes Gesicht mit starken Niggerlippen, langer, spitzer Nase und scharfen grauen Augen, denen nicht leicht etwas entgehen konnte, obgleich die Lider stets halb geschlossen waren. Mochte dieses Gesicht ruhen oder in Bewegung sein, es hatte immer den Ausdruck einer Überlegenheit, die durch nichts aus dem Gleichgewicht zu bringen war. Und diese Erhabenheit bestand zu Recht, denn Old Wabble war trotz seiner Schlottrigkeit nicht nur ein Meister im Reiten, im Gebrauch der Rifle und des Lassos, sondern es fehlte ihm auch keine des anderen Eigenschaften, die ein richtiger Westmann besitzen muss. "It's clear", das war seine ständige Redensart. Sie bewies, dass ihm oft das Schwierigste leicht und einfach erschien."
Außerdem ist Old Wabble über 90 Jahre alt und ein Gegner Old Shatterhands, Winnetous und Old Surehands. Nachdem er am Anfang zu ihnen hält, stellt er sich gegen sie und bekämpft sie. Damit ist Old Wabble wohl die Figur, die am schlechtesten in einem Film umgesetzt wurde. Mir fällt keine andere Person ein, die so entfremdet und ohne jeglichen Originalbezug dargestellt wurde. Dass Old Wabble im Film sogar zugibt, nicht reiten zu können, und auch kein guter Schütze ist, macht ihn fast zu seiner eigenen Karikatur.
Die Handlung des Films dreht sich wie die des Buches um die familiäre Situation Old Surehands.
Im Buch wird erwähnt, dass sein Bruder ermordet wurde, und er nun schon seit drei Jahren auf der Suche nach dem Mörder ist. Er trifft Old Wabble, der bis jetzt verdächtigt wurde, der ihm aber den Namen des wirklichen Mörders nennen kann, und beide machen sich mit Winnetous Unterstützung auf die Suche.
Die Familiengeschichte Surehands im Buch ist wesentlich komplizierter. Seine Mutter und ihre Schwester Tokbela zogen zusammen mit ihrem Bruder in den Osten, da dieser dort studieren wollte. Sie lernte dort einen Mann namens Bender kennen, den sie liebte. Dessen Halbbruder Dan Etters liebte sie jedoch auch, und als er erkannte, dass er keine Chance hätte, begann er, sie zu hassen. Old Surehands Mutter bekam zwei Kinder, Etters arbeitete bei Bender und brachte immer öfter einen Freund namens Thibaut mit, der sich in Tokbela verliebte und sie in ihn. Bender erfuhr jedoch Schlimmes über Thibaut und verbot ihm wiederzukommen. Etters brachte ihn trotzdem mit und wurde entlassen. Deswegen wollten Etters nd Thibaut sich rächen. Sie tricksten Bender aus, der dadurch wegen Falschmünzerei unschuldig zusammen mit Old Surehands Mutter und deren Bruder ins Gefängnis kam, Etters leitete das Geschäft weiter.
Da Etters und Thibaut wussten, dass der Bruder Derrik Fundstellen von Gold kannte, befreiten sie ihn. Der entkam jedoch mit Tokbela und den beiden Söhnen, brachte sie nach Denver und holte Gold, um Bender und seine Schwester zu befreien. Das schaffte er, doch Etters und Thibaut hatten inzwischen Tokbela gefunden und sie überredet, Thibaut zu heiraten. Derrik kam gerade noch rechtzeitig, die Trauung zu verhindern, und schoss Thibaut in den Arm.
Daraufhin flohen Thibaut und Etters scheinbar. Tokbela war durch die Gefangenschaft wahnsinnig geworden. Sie kam zu einem Irrenarzt und war nur zu beruhigen, wenn der jüngste Sohn Fred bei ihr war, den sie liebte. Auf einem Ritt Derriks und seiner Schwester wurde dieser von Etters erschossen, Surehands Mutter wurde gefesselt zurückgelassen. Sie wurde von Utahs befreit, bei denen sie eine Zeit lang lebte.
Währenddessen kamen Etters und Thibaut zu Tokbela zurück und nahmen sie und Fred Bender mit sich. Leo Bender, der ältere Bruder, wohnte bei einem Bankier, der ihn aufzog.
Dieser Sohn Leo Bender ist Old Surehand, sein Bruder Fred Bender ist Apanatschka, die Mutter ist Kolma Puschi, und Dan Etters ist der "General". Zu Beginn weiß Old Surehand noch nichts von dieser seiner Lebensgeschichte, und er jagt nach einem "General", an den er sich noch erinnert. Nach und nach wird dann die Geschichte aufgeklärt, bis am Ende die Überlebenden vereint werden.
Von der Ausgangshandlung, der Suche nach dem "General", ist also sowohl im Buch als im Film eine Parallelität zu erkennen. Die Stationen auf der Suche sind jedoch größtenteils nicht ähnlich. Während der Weg im Buch über die Befreiung Old Surehands, den Kampf im Llano estacado, Harbours Farm, das Bärental bis zum Ende im Park von St. Louis verläuft, tritt im Film die Suche nach dem "General" hinter die Indianergeschichte, den Mord von Maki-motehs Sohn, zurück.
Die Figuren von Judith, Toby, Mac Hara und Ben O'Brian sind erfunden, Mason City auch. Die Szene von der Befreiung Judiths und Tobys kommt so ähnlich im Buch vor. Da schwimmen Old Wabble und Old Shatterhand zu einer Insel, um von dort Old Surehand zu befreien. Das war's aber dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten.
Auch das Ende ist nicht May-echt. Im Film finden sowohl Dan Etters als auch Old Wabble ihren gerechten Tod ohne das Mitwirken der Hauptpersonen. Während Etters von einem Felsen stürzt und stirbt, wird Old Wabble von den Indianern regelrecht gemartert. Als Old Shatterhand ihn findet, ist er fast schon tot, kann jedoch noch seine Sünden bereuen und stirbt.
Im Buch wird der "General" kaltblütig und ohne den gerechten Kampf, den man bei May fast immer findet, durch einen Kopfschuss niedergestreckt. Diese Brutalität findet man in kaum einem anderen Film.
Abschließend ist zu sagen, dass dieser Film wieder weniger erfolgreich war. Nach Ansicht der Produzenten war wohl einer der Hauptgründe das Fehlen Winnetous. Der taucht nach einer halben Stunde zum ersten Mal auf und hat auch ansonsten nicht viel zu sagen. In den nächsten drei Filmen wird er die Hauptrolle spielen und sein Name wird im Titel vorkommen. Dass die Filme dadurch besser werden, kann man im Nachhinein nicht bestätigen. Als weiteres Indiz für die Erfolglosigkeit ist zu nennen, dass die geplante Fortsetzung nie gedreht wurde.
(bk)