KARL-MAY-FILME


Winnetou 2. Teil

Deutschland / Jugoslawien 1964

ALLE BILDER AUS DEM CINEMASCOPE-FARBFILM NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON KARL MAY "WINNETOU II" COPYRIGHT ©1964
PRODUKTION: RIALTO-FILM PREBEN PHILIPSEN / JADRAN-FILM
VERLEIH: CONSTANTIN-FILM


Winnetou 2. TeilWinnetou 2. TeilWinnetou 2. TeilWinnetou 2. Teil

Plakat DIN A1 "Winnetou 2. Teil"
(EA Constantin 0864)
Winnetou 2. Teil

Lex Barker  (Old Shatterhand)

Pierre Brice  (Winnetou)

Anthony Steel  (Forrester)

Karin Dor  (Ribanna)

Klaus Kinski  (Luke)
Renato Baldini  (Oberst J. F. Merril)
Mario Girotti  (Leutnant Merril)
Marie Noelle  (Susan Merril)

Ilija Ivezić  (Red)
Velimir Hitil  (Carter)
Stole Arandjelović  (Caesar)
Djordje Nenadović  (Captain Bruce)
Mirko Boman  (Gunstick Uncle)
Rikard Brzeska  (Tah-sha-tunga)

Eddi Arent  (Lord Castlepool)


REFERENZ

Erscheinungsjahr 1964  (EA 17.09.1964)
Regie Dr. Harald Reinl
Drehbuch Harald G. Petersson
Musik Martin Böttcher
Kamera Ernst W. Kalinke
Film Cinemascope (2.35:1), 35 mm, Eastman Color
Original-Film (KINO) 2578 m = 94 min. 14 sec.
TV/VIDEO/DVD * 90 min. 27 sec.
FSK: Ab 12 Jahren, später ab 6 Jahren (gekürzte Fassung)
Bemerkungen Bambi (1965)
Goldene Leinwand (1965)
Prädikat "Wertvoll"
* Die Differenz zur Kinofilm Laufzeit erklärt sich durch die um ein Bild pro Sekunde höhere Video Bildfrequenz.
(KINO 24 Bilder/Sek.) (TV 25 Bilder/Sek.) (PAL-SYSTEM)

INHALT

Winnetou ist auf dem Weg zu dem Stamm der Assiniboins und deren Häuptling Tah-sha-tunga, um sie zu einer Friedenskonferenz zu bewegen, an der alle Indianerstämme und die Weißen in Person von Oberst Merril im Fort Niobrara teilnehmen sollen. Unterwegs kommt er gerade hinzu, als Ribanna, die Häuptlingstochter, von einem Bären attackiert wird. Winnetou hilft ihr und rettet sie vor dem Untier.

Zusammen mit Ribanna reitet er nun in das Lager der Assiniboins. Die haben gerade drei Weiße gefangengenommen, unter ihnen der Sohn des Oberst Merril, Leutnant Merril. Diese drei sollen nun am Marterpfahl sterben. Winnetou, der jedoch in einer Friedensmission unterwegs ist, bittet Tah-sha-tunga als Gegenleistung für die Rettung Ribannas um das Leben der Soldaten, was ihm der Häuptling auch gewährt. Winnetou bindet die drei los und schickt sie mit einer Botschaft an Oberst Merril zurück zum Fort Niobrara. Winnetou bleibt noch einige Tage bei den Assiniboins und verliebt sich dort in Ribanna.

Unterdessen hat sich aber auch Leutnant Merril beim Anblick von Ribanna in diese verliebt. Als die drei Soldaten sich auf ihren Weg machen, entdecken sie unterwegs eine Schar Banditen, die auf ein Poncadorf zureiten.

Diese Banditen werden geführt von Luke, der rechten Hand Forresters, eines Ölförderers. Er will nicht, dass Frieden zwischen Weiß und Rot herrscht, da er dann nicht mehr so ungestört seinen Aktivitäten nachgehen könnte. Daher lässt er das Indianerdorf der Poncas überfallen. Lt. Merril und seine Kameraden kommen jedoch zu spät, um Schlimmeres zu verhindern. Das Dorf, in dem sich nur Frauen und Kinder befanden, ist zerstört, die Bewohner getötet. Nur ein Häuptling ist entkommen und schwört Rache.

Lt. Merril reitet zu Luke und macht ihm schwere Vorwürfe. Er sagt, dass er diese Taten in Fort Niobrara melden würde und macht sich von dannen. Luke sieht damit seinen Plan gefährdet und schickt ihm einige Leute nach, um lt. Merril zu erschießen. An ihrem nächsten Lagerplatz werden die drei attackiert, doch die Banditen bleiben erfolglos: Old Shatterhand und sein Henrystutzen sorgen für Ordnung. Im Gespräch mit lt. Merril erfährt er von den Vorgängen und reitet den Banditen nach, während sein Begleiter Gunstick Uncle mit den Soldaten zum Fort reitet.

Unterwegs trifft er auf Lord Castlepool, der die Spur gesehen hat. Zusammen mit ihm reitet Old Shatterhand nach New Venango, einem Tal, in dem Forrester Öl ausbeutet. Dort angekommen, werden die beiden direkt unfreundlich empfangen. Forrester versucht, Old Shatterhands Hengst Hatatitla zu ergaunern, doch Old Shatterhand gibt das Pferd nicht aus der Hand, auch wenn er letztendlich gegen die Übermacht keine Chance hat.

Old Shatterhand erfährt von den Arbeitern, dass Forrester ein Verbrecher sei, und gemeinsam planen sie eine Revolte. Sie verschaffen sich Waffen und wollen in einem geeigneten Augenblick losschlagen, doch kurz vor dem großen Augenblick bemerkt Forrester die Verschwörung und schreitet mit seinen Helfern ein. Ein Handgemenge entsteht, als plötzlich Feueralarm gegeben wird.

New Venango brennt. Der entkommene Ponca-Häuptling hat sich für die Zerstörung seines Dorfes und den Mord an seinen Stammesbrüdern gerächt und eine brennende Fackel in das Öltal geworfen. Sofort geht alles in Flammen auf, und jeder versucht nur noch, aus dem Tal herauszukommen. In letzter Minute werden Old Shatterhand und Lord Castlepool von Winnetou gerettet, der zufällig in der Nähe war.

Winnetou und Old Shatterhand trennen sich von Lord Castlepool, um gemeinsam zu den Assiniboins zu reiten und diese zur Friedenskonferenz zu begleiten. Dort sind schon viele Indianerstämme sowie die Besatzung des Forts Niobrara anwesend.

Die Friedenskonferenz verläuft bis auf wenige Differenzen zufriedenstellend, bis plötzlich der Ponca-Häuptling auftaucht und vom Überfall auf sein Dorf erzählt.

Nun wollen alle Stämme Krieg. Da kommt Leutnant Merril die rettende Idee: Er bittet Tah-sha-tunga um die Hand seiner Tochter, um ein Zeichen für die Freundschaft zischen Weiß und Rot zu setzen. Unter dieser Bedingung sind die Häuptlinge zum Frieden bereit. Winnetou ist von dieser Vorstellung geschockt, doch in der Hoffnung auf Frieden muss er sich damit abfinden.

Auch Ribanna ist von dieser Idee nicht begeistert, doch Winnetou überredet sie dazu, um für den Frieden zu kämpfen. Ribanna ist einverstanden. Winnetou und Old Shatterhand machen sich nun auf den Weg, um Forrester zu bekämpfen.

In New Venango ist man derweil entsetzt, als man von der Friedensbotschaft hört. Forrester und seine Banditen beschließen nun, einen Siedlertreck zu überfallen und die Tat als einen Angriff der Roten zu präsentieren, indem sie den Banditen Luke als einzigen überlebenden Zeugen hinstellen.

Unterdessen ist Lord Castlepool auf seiner Jagd nach Abenteuern wieder in die Hände Forresters gefallen und hört den Plan mit. Nachdem er von Winnetou und Old Shatterhand befreit wurde, erzählt er diesen von dem Plan. Winnetou, Old Shatterhand und Lord Castlepool brechen auf, das Schlimmste zu verhindern.

Doch sie kommen zu spät. Der Treck ist überfallen, alle Insassen getötet. Gemeinsam beobachten die drei die letzten Reste und Trümmer. Da kommen die Banditen zurück und greifen an. Die drei sind Zeugen und müssen vernichtet werden. Doch Old Shatterhand und Freunde verschanzen sich hinter einem Hügel und die Belagerung beginnt.

Unterdessen bricht Luke zum Fort Niobrara auf, um als einzig Überlebender von den Schandtaten der Assiniboins zu berichten. Sofort stößt er bei Oberst Merril auf Gehör, der einige Soldaten zu den Assiniboins schicken will, um sie für diese Tat zu bestrafen. Doch sein Sohn, Leutnant Merril, traut ihm nicht. Er überwältigt Luke und reitet mit ihm und Ribanna zu Tah-sha-tunga, um ihn zu warnen.

Endlich können Winnetou, Old Shatterhand und Castlepool durch eine List den Banditen entkommen. Als diese das merken, sind die drei schon lange weg und Forresters Leute reiten zurück nach New Venango. Doch unterwegs treffen sie auf Luke, der den Indianern entkommen konnte. Er berichtet ihnen, dass die Assiniboins ihre Frauen und Kinder in eine geheime Höhle gebracht haben und dort lagern, um Forrester zu empfangen. Daraufhin reiten die Banditen sofort zur Höhle.

Old Shatterhand und Winnetou, die bei New Venango auf die Indianer treffen, hören, was passiert ist. Auch sie reiten sofort zur Höhle, doch sie kommen zu spät. Forrester hat die Frauen und Kinder gefangengenommen und benutzt sie als Geiseln. Er fordert freies Geleit, freien Abzug. Old Shatterhand geht nicht sofort darauf ein, und die Belagerung beginnt.

Unterdessen gelangt Winnetou mit einigen Indianern durch einen versteckten Eingang in die Höhle, während Old Shatterhand den Haupteingang stürmt. Dabei werden die meisten Banditen zur Strecke gebracht. Doch Forrester ist schon entkommen und flüchtet durch die Berge. Doch weit kommt er nicht. Die Krieger der Assiniboins haben ihn schon aufgespürt und martern ihn langsam zu Tode.


BUCHVORLAGE

Nach dem Erfolg von "Winnetou 1. Teil" war klar, dass irgendwann eine Fortsetzung gedreht werden musste, nämlich "Winnetou 2. Teil". Produktionsteam und Schauspieler blieben dabei fast identisch, so dass der Film eigentlich genauso erfolgversprechend sein musste.

Trotzdem hat der Film nicht so viele May-Motive, was aber nicht nur die Schuld der Drehbuchschreiber ist, sondern auch an dem Roman "Winnetou II" liegt. Der setzt sich nämlich aus mehreren, eigentlich unabhängigen Geschichten zusammen. Den ersten Teil bildet die Suche Old Shatterhands und Old Deaths nach William Ohlert, die sich wohl nicht zur Verfilmung als Winnetou-Film geeignet hätte, da dieser hier kaum auftaucht. Die nächste kurze Episode ist der Ölbrand, bei dem Old Shatterhand den Sohn Old Firehands aus den Flammen befreit. Dieses Szenario taucht in der ersten halben Stunde ja auch im Film auf. Allerdings ohne Old Firehand. Den Schluss des Buchs bildet die aufgefrischte "Old-Firehand"-Erzählung aus den Gesammelten Werken Bd. 71, "Old Firehand".

Die Drehbuchautoren entschieden sich also für die Beziehung zwischen Winnetou und Ribanna und deren Opfer für den Frieden. Im Buch taucht Ribanna gar nicht auf, es wird nur erwähnt, dass Winnetou mal in sie verliebt war.

Der Rest des Films ist der Phantasie entsprungen, angefangen vom Kampf Winnetous mit dem Bären, über den Angriff auf das Poncadorf, die Friedensverhandlungen am Fort Niobrara, der Überfall auf den Treck bis zum Ende in der Felsgrotte.

Die Old Firehand-Erzählung endet zwar auch in einem Felsenkrater, doch ist mir dieser Vergleich etwas weit hergeholt.

Abschließend kann man sagen, dass der Film nicht schlecht ist. Er hat fast alles, was ein Karl-May-Film haben muss: Er hat Winnetou, Old Shatterhand, einen skrupellosen Gangster, eine spannende Handlung, schöne Musik - aber trotzdem erreicht er nicht die Klasse eines "Winnetou 1. Teil" oder "Der Schatz im Silbersee". Dafür ist meiner Meinung nach die Handlung etwas schwach. Außerdem stört die Tatsache, dass der Film auf einer Liebesgeschichte basiert, was Karl May nie verfasst hätte.

(bk)


Anmerkung und Korrektur: Zum Zeitpunkt des Films "Winnetou 2. Teil" (1964) gab es insgesamt 70 Bände der Gesammelten Werke Karl Mays. Band 71 "Old Firehand" existierte noch gar nicht! Den Titel "Old Firehand" findet man allerdings unter Karl Mays Frühwerke (ca. 1875).

(sk)